
Wenn eine Diagnose dein Leben auf den Kopf stellt – und wie du handlungsfähig bleibst
Egal, ob du im Hinterkopf schon geahnt hast, dass da „etwas“ ist, oder ob es dich ganz plötzlich trifft – eine medizinische Diagnose ist oft erstmal ein Schock.
Daher eins vorweg: Ja, das ist ein ernstes Thema. Und nein, du musst nicht sofort alles ändern oder eine endgültige Entscheidung treffen.
Du darfst erstmal eins tun: Durchatmen.
Vor der Analyse kommt der Perspektivwechsel
Bevor wir uns anschauen, wie du mit einer neuen gesundheitlichen Diagnose umgehen kannst, möchte ich dir einen Gedanken mitgeben, der mir selbst unglaublich geholfen hat:
Gesundheit ist komplex.
Und genauso individuell wie du.
Was dir wirklich guttut und wie du am besten weitermachst, kann niemand für dich entscheiden – weder ein Arzt, noch dein Umfeld, noch das Internet.
Ich habe in meinem Leben zwei schwerwiegende Diagnosen bekommen:
- Mit 17 wurde bei mir ein Herzfehler festgestellt. Die Empfehlung damals: Kein Sport.
- Jahre später kam die Diagnose MODY Typ 2 – eine genetische Form von Diabetes. Auch das kam für mich völlig überraschend.
Was mich in beiden Fällen mehr verunsichert als gestärkt hat, war die Art der ärztlichen Kommunikation. Standardisierte Empfehlungen, kaum Raum für Fragen, kein Blick auf das große Ganze.
Deshalb schreibe ich diesen Beitrag.
Weil ich heute – trotz dieser Diagnosen – ein sehr aktives, energiegeladenes und erfülltes Leben führe.
Nicht, weil ich gegen die Medizin arbeite, sondern weil ich ergänzend weiterdenke. Weil ich mir meine Eigenverantwortung zurückgeholt habe. Und genau dazu möchte ich dich ermutigen.

Schritt 1: Verstehst du wirklich, was gerade los ist?
Bevor du reagierst, darfst du erstmal sortieren.
Oft bekommen wir eine Zahl, eine Aussage – und denken, das ist schon „die Wahrheit“.
Aber viele medizinische Diagnosen sind nur Momentaufnahmen. Oder Interpretationen auf Basis unvollständiger Daten. Ärzte haben wenig Zeit, das Gespräch und der Rat bleiben oberflächlich.
Beispiel: Cholesterin zu hoch
Was bedeutet das genau?
- Sind die Blutfettwerte vollständig erhoben?
- Wie steht es um das Verhältnis von HDL zu LDL?
- Wurde dein Omega-3/Omega-6-Verhältnis bestimmt?
- Wie sind deine Schilddrüsenwerte?
- Hast du deinen Cortisolspiegel mal angeschaut?
Beispiel: Knochendichte / Osteoporose
- Nur Calcium zu erhöhen reicht oft nicht.
- Auch Vitamin D3, Magnesium sind relevant. Weißt du, ob da ein Mangel vorliegt oder nicht?
- Bewegung, Muskelmasse (!) und hormonelle Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle.
👉 Frage dich: Was weiß ich wirklich – und was müsste ich noch herausfinden, um ein vollständiges Bild zu bekommen?

Schritt 2: Denke größer – du hast mehr Optionen, als du denkst
In vielen Fällen denken wir zuerst an Medikamente, dann an Ernährung – vielleicht noch an Sport.
Aber dein Körper ist kein Baukasten, bei dem man an einem Schräubchen dreht und dann passt alles.
Dein System ist intelligent, anpassungsfähig und vernetzt.
Beispiel Cholesterin:
Natürlich spielt Ernährung eine Rolle. Aber es kommen viele weitere Faktoren in Betracht. Hier nur einige Beispiele:
- Stress (besonders Dauerstress)
- Wechseljahre
- Schilddrüsenunterfunktion
- Schlafqualität
- Bewegungsmangel
Andererseits wird Ernährung oft unterschätzt – zum Beispiel bei:
- Stimmungsschwankungen
- ADHS
- Hormonellen Problemen im Zyklus, bei unerfülltem Kinderwunsch und Wechseljahren
- Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen
Und wusstest du, dass deine Muskulatur mehr ist als nur dein "Bewegungsapparat"?
- Muskeln beeinflussen deinen Hormonhaushalt
- Muskelmasse wirkt sich auf Insulinresistenz, Entzündungen und sogar Stimmungslagen aus
- Ohne gezieltes Training verlierst du jährlich Muskelmasse – bei Frauen ab 30 etwa 0,5–1 % pro Jahr.
Dazu hier ein Artikel des Bundesverbandes deutscher Internisten.
👉 Du hast viele Stellschrauben selbst in der Hand.
Das bedeutet nicht, alles selbst machen zu müssen – aber zu wissen: Ich bin nicht ausgeliefert.
Ich habe Verantwortung für meine Lebensqualität. Ich kann und darf das gestalten.

Schritt 3: Was ist für dich realistisch?
Wenn eine Diagnose kommt, wollen wir oft sofort alles ändern - oder den Kopf in den Sand stecken.
Aber radikale Veränderungen, die sich wie Verzicht und Zwang anfühlen, sind selten nachhaltig. Und gar nichts tun sorgt nur dafür, dass das Problem im "Untergrund" noch größer wird.
Deshalb mein Vorschlag: Fang mit dem an, was sich für dich machbar anfühlt – und was dein Leben sogar bereichern kann.
Ernährung?
Statt alles zu streichen, frag dich:
- Was esse ich gerne, das mir gut tut?
- Was könnte ich mal ausprobieren?
- Wo kann ich gesunde Alternativen entdecken, die mir wirklich schmecken?
Bewegung?
Hier geht’s nicht darum, gleich zum Fitnessjunkie zu werden.
Vielleicht findest du etwas, das dich neugierig macht. Vielleicht wird es irgendwann eine Gewohnheit wie Zähneputzen – unspektakulär, aber selbstverständlich.

Und wer weiß – vielleicht geht es dir wie mir:
Ich war ein totaler Sportmuffel. Sport war mein schlechtestes Schulfach.
Heute ist Bewegung ein fester Bestandteil meines Lebens – weil ich Wege gefunden habe, die zu mir passen.
Und nein, das hätte ich mir früher nie vorstellen können.
Und zum Schluss: Du darfst dir die Zeit lassen, die du brauchst.
Ein gesunder Körper und ein gesunder Geist gehen Hand in Hand und auch die Seele kann Zeit und Unterstützung brauchen.
Achte also nicht nur auf die Zahlen, Daten und Fakten, sondern auch darauf, wie es dir insgesamt geht.
Dein Körper ist deine Basis. Was ihm guttut, wirkt sich fast immer sehr positiv auch auf Geist und Seele aus.
Noch ein Hinweis:
Dies ist kein medizinischer Rat. Ich bin keine Ärztin. Ich bin Managerin und Personal Trainerin für Medical Fitness. Ich bin ein Mensch mit Erfahrung.
Mit vielen Gesprächen, Studien, Irrwegen und Erfolgen. Und mit einer tiefen Überzeugung:
Du darfst die Verantwortung für deine Gesundheit mitgestalten.
Nicht im Alleingang. Aber mit offenen Augen, einem starken Bauchgefühl – und einem wachen Geist.
Es ist nicht nur wichtig, was du tust.
Sondern, auch wie du dich dabei fühlst, und dass du wieder ins Tun kommst.
Wenn du gerade an diesem Punkt stehst und nicht weißt, wie oder wo du anfangen sollst – dann bleib nicht allein damit.
Und bitte wende dich bei gesundheitlichen Themen immer an einen Arzt deines Vertrauens (nicht nur an Dr. Google)!